Begegne dir selbst, in deinem Gegenüber!

Der Grundsatz von Petra Kaltenböck, Begleiterin für Mensch und Tier aus Schwarzau am Steinfeld (NÖ), erklärt schon sehr genau, was sie mit ihrer Themenarbeit am und mit Mensch und Pferd bewirkt – und ist dennoch so viel mehr. Die Nachfrage nach den Aufstellungstagen mit und ohne eigenes Pferd sowie Einzelarbeit ist groß – die angebotenen Termine sind immer schnell ausgebucht. Ihr Angebot: die Möglichkeit, die Themen, die einen beschäftigen (privat, beruflich), im Umfeld von Pferden zu betrachten und geführt von ihr zu reflektieren. Denn, so die Expertin: Das Feedback von Pferden ist direkt, klar und frei von gesellschaftlichen Wertungen und Glaubenssätzen und kann aus diesem Grund gut verstanden und integriert werden. Die Bandbreite der Themen, mit denen ihre Klienten zu ihr kommen, ist vielfältig – vom Wunsch nach einer Änderung des Berufes oder Arbeitsplatzes, der Unzufriedenheit mit der familiären Situation, Partnerschafts- und Beziehungsthemen, ein (unerfüllter) Kinderwunsch, aber auch körperliche (chronische) Beschwerden bis zum Wunsch nach Stärkung des eigenen Ich und vermehrter innerer Ausrichtung. Natürlich geht es aber auch direkt um den Vierbeiner selbst. Manchmal fehlt dem Tierbesitzer Klarheit darüber, wie es seinem Tier geht und was es mitzuteilen hat. Er merkt nur, dass „etwas“ nicht passt. Das kann Stress im Stall sein, Ängste, die z. B. von einem Unfall herrühren, anstehende Veränderungen wie Umzug oder Familienzuwachs oder wenn das Thema Einschläfern im Raum steht. Ein Tiergespräch hilft dann, die Sicht des tierischen Lebensbegleiters besser zu verstehen und Klarheit darüber zu bekommen, was die nächsten Schritte in der aktuellen Lebenssituation sind. Auch haben die Tiere oft persönliche Botschaften an uns Menschen, die wiederum uns helfen, ein Verständnis für unser Leben und unsere Beziehung zu unserem Tier zu erhalten. Wir haben mit der 2-fachen Mutter über ihre außergewöhnliche Tätigkeit gesprochen.

Petra Kaltenböck (im Bild Rechts außen) erklärt den Ablauf der Themenarbeit

 

Ein Klient möchte mit Ihnen in die Themenarbeit gehen. Wie läuft das ab? Ist Ihnen vorab das Problem bekannt?

Es gibt immer, wenn vom Klienten gewünscht, ein telefonisches Vorgespräch, in dem wir vorab sein aktuelles Thema besprechen und die Möglichkeiten dazu im Rahmen der Themenarbeit. Da diese Arbeit noch nicht so bekannt ist, können wir auch schon im Vorhinein Unklarheiten und Fragen klären. Mir ist wichtig, dass sich die Klienten dabei gut aufgehoben fühlen.

 

Wie bereiten Sie sich und die Arbeitssituation vor?

Die Sitzung beginnt immer mit der Abklärung, an welchem Thema der Klient mit mir arbeiten möchte. Gemeinsam erarbeiten wir daraus einen konkreten Wunsch für die aktuelle Sitzung (z. B. Mit dem eigenen Pferd: Der Klient möchte Klarheit darüber, ob ein Stallwechsel für sein Pferd gut ist. Mit einem Leihpferd: Der Klient möchte verstehen, warum er sich im aktuellen Job nicht wohl fühlt, und Klarheit darüber, was er tun kann, um wieder gerne zur Arbeit zu gehen.). Diese Klärung zu Beginn ist der erste sehr wichtige Schritt, um das Feld für die Sitzung vorzubereiten. 

 

Wieso können gerade Pferde dabei so gut mithelfen?

Als Herden- und Fluchttiere ist es für Pferde überlebensnotwendig, unmittelbar auf Veränderungen in ihrem Energiefeld zu reagieren. Genau das passiert auch, wenn wir uns mit unseren Themen bewusst in ihren Raum begeben. Während des Gesprächs mit dem Klienten habe ich immer auch die Reaktionen der Pferde im Fokus. Pferde reagieren auf uns Menschen, auch von der Ferne. Dazu genügt es zumeist, über das Thema zu sprechen. Im Dialog mit dem Klienten und in der Beobachtung der Reaktionen der Pferde kommen wir so dem Kern des Themas näher. Daher ist es auch wichtig, dass sich die Pferde während der Sitzung in einem geschützten Bereich frei bewegen können (z. B. Round-Pen). Oft reagieren die Pferde mit sehr feinen, subtilen Bewegungen, die sie aber immer ganz klar in dem Moment zeigen, wenn über relevante Thematiken gesprochen wird. Reaktionen wie Gähnen, Abkauen oder Misten sind für mich auch weitere Hinweise darauf, dass gerade wichtige und relevante Dinge angesprochen werden. Sind die Zeichen der Pferde nicht ganz klar zu erkennen, steht mir auch der kinesiologische Muskeltest am Klienten zur Verfügung. 

 

Wie erkennen Sie, dass die Lösung da ist?

Sind wir beim Kern des Themas angelangt, wird es in den meisten Fällen still. Das ist immer eine ganz besondere Stille. In dieser Stille liegt die Antwort auf unsere Fragen. Daher ist es aus meiner Sicht essenziell, genau dieser Stille genug Raum und Zeit zu geben. Hier kann sich das System des Klienten klären und gegebenenfalls neu ausrichten. Speziell im Umfeld mit Pferden gelingt es auch kopflastigen Menschen besser, sich auf diese Stille einzulassen, denn die Pferde suchen immer die Verbindung auf der Gefühls- und Herzebene. 

 

Wie gehen Sie dann weiter vor?

Das Ende der Sitzung zeigt sich einerseits darin, dass sich die Antwort auf den zu Beginn formulierten Wunsch gezeigt hat und/oder dass die Pferde beginnen, sich aus der Verbindung zu lösen. Zum Schluss bespreche ich mit dem Klienten die wesentlichsten Punkte, die sich gezeigt haben. Sind alle Fragen geklärt, beenden wir die Sitzung. Ca. eine Woche nach der Sitzung besprechen wir telefonisch, was sich in der Zwischenzeit getan hat und ob eventuell Bedarf an einer weiteren Sitzung besteht.  

 

Petra Kaltenböck (links) reflektiert gemeinsam mit Klientin und Pferd

 

 

Macht das etwas mit dem Pferd? Verändert sich dieses?

Pferde gehen immer in Resonanz mit ihrer Umgebung, das ist für sie ihre ganz natürliche Art zu agieren. Daher ist es wichtig, achtsam darauf zu sein, ob sich ein Pferd für die Arbeit anbietet oder nicht, denn ja, es macht natürlich auch etwas mit dem Pferd, egal ob es das eigene ist oder ein Leihpferd. Aus diesem Grund ist es mir wichtig, dass sich die Pferde während der Sitzung frei bewegen können und sich gegebenenfalls auch zurückziehen können. Bei der Arbeit mit den Leihpferden bitte ich die Klienten immer, das Feld der Pferde bewusst wieder zu verlassen. Bei der Arbeit mit dem eigenen Pferd ist es ja Sinn und Zweck, dass sich auch beim Pferd positive Veränderungen zeigen und etwaige Themen geklärt werden können.

 

Wie kann ein Leihpferd da mithelfen, wenn ich selbst keines habe?

Grundsätzlich ist die Themenarbeit sowohl mit ausgewählten Leihpferden als auch mit dem eigenen Pferd möglich. Sind es in der Arbeit mit dem eigenen Pferd eher Themen, die das Pferd alleine oder Besitzer und Pferd gemeinsam betreffen, so liegt der Fokus in der Arbeit mit Leihpferden eher auf persönlichen Themen, die nicht unbedingt etwas mit Pferden an sich zu tun haben müssen. Die Pferde unterstützen in der Themenarbeit dabei, den individuellen Entwicklungsprozess des Klienten sichtbar, spürbar und erlebbar zu machen. Im Unterschied zu uns Menschen agieren sie dabei völlig wertfrei. So werden Lösungen möglich.

 

Können Sie aus der Praxis ein (anonymes) Beispiel einer solchen Themenarbeit geben? Was war das Problem, wie hat es sich gezeigt, wie wurde gearbeitet und das Problem dann gelöst?

Der Wunsch von Frau L. war Klarheit darüber, ob sich ihr Pferd im derzeitigen Stall wohl fühle oder ob ein Stallwechsel gut wäre. Sie hatte das Gefühl, momentan ständig zu ihrem Pferd fahren zu müssen, um die – ihrer Meinung nach – fehlende Versorgung dort auszugleichen, und war damit überfordert. Im Zuge der Sitzung lief ihr Pferd zuerst völlig planlos durch den Round-Pen. Ich fragte sie daraufhin, ob sie denn selbst eine Idee hätte, wie ein Stall aussehen solle, in dem sie sich wohl fühlen würde. Zuerst hatte sie keine Antwort darauf parat, und ich forderte sie auf, ihr Pferd zu beobachten und alle Ideen und Bilder, die dabei hochkommen, auszusprechen. Nach einigen Minuten meinte sie, dass sie ja selbst keinen Plan hätte, wie es weitergehen solle. In genau diesem Moment hörte das Pferd auf zu laufen und schnaubte tief ab. Ich fragte sie, ob sie sich selbst erlauben könne, planlos zu sein. Sie verneinte das. Daraufhin begann das Pferd wieder, sich zu bewegen. Nicht mehr so schnell wie vorhin, aber immer noch planlos. Im Gespräch führte ich sie immer wieder zu dieser Planlosigkeit, die das Pferd ja sehr offensichtlich zeigte. Bis wir dann zu dem Punkt kamen, an dem sie aussprach, dass sie sich einfach überfordert fühlte mit der Versorgung ihres Pferdes und dass ihr dabei ja niemand den Rücken stärkte. Sie war so mit ihren eigenen Gefühlen beschäftigt, dass sie nicht bemerkt hatte, dass ihr Pferd nun schon seit einigen Minuten völlig still genau hinter ihr stand. Ich forderte sie auf, sich umzudrehen, um zu sehen, wer denn da hinter ihr stehe. Das sind immer die ganz besonderen Momente in einer Sitzung. Ich forderte Frau L. auf, ganz bewusst diesen Augenblick zu genießen. Dazu gehe ich meistens etwas abseits, denn diese Momente gehören nur dem Pferd und seiner Besitzerin. Von der Ferne unterstützte ich Frau L. dabei, wahrzunehmen, was nun in ihrem System – ihrem Körper, ihren Gefühlen, ihrem Verstand – vorging, und bat sie, sich ganz bewusst auf diese Begegnung mit ihrem Pferd einzulassen und diese in der Stille wahrzunehmen. Nach Beendigung der Sitzung war für Frau L. klar, dass sie zwar die Verantwortung für ihr Pferd habe, aber dass dieses auch nicht überbehütet werden müsse. Und sie erkannte, dass, wenn sie einen konkreten Plan für einen Stallwechsel hätte, es für ihr Pferd auch ok sein würde, mit einem Wechsel zurechtzukommen. Jedoch braucht es eben zuerst die Klarheit ihrerseits, dass sich ihr Pferd auch wohl fühlt.

 

Muss eine Verbindung/Sympathie zum Leihpferd bestehen?

Generell ist natürlich das Interesse am Zusammensein mit Pferden von Vorteil. Eine Verbindung vorab zu den Leihpferden muss nicht bestehen. Die Pferde reagieren auf die Energie, die sich im Moment gerade zeigt, dazu ist keine „langjährige Bekanntschaft“ mit den Pferden notwendig. Klarerweise ist der Fokus bei der Arbeit mit dem eigenen Pferd ein anderer. Hier geht es auch oft um ein Vertiefen der schon bestehenden Verbindung zueinander.

 

Wie lange dauert eine Themenarbeit?

Eine Themenarbeit dauert ca. 1 ½ Stunden.

 

Kommt es vor, dass es nicht funktioniert? Und was dann?

Die Frage ist, was heißt in diesem Falle „funktioniert“. Die Pferde kommunizieren immer mit uns, und wenn sich in einer Sitzung zeigt, dass sie sich beispielsweise abwenden, so ist genau das ein Hinweis auch auf das Thema, z. B. wo wende ich mich selbst ab und möchte vielleicht selbst nicht hinschauen. 

 

Brauchen Sie bei vielen Themen nicht auch viel Einfühlungsvermögen?

Ja, auf jeden Fall ist für diese Arbeit sehr viel Empathie notwendig. Es ist wichtig, einen achtsamen, sicheren Rahmen für die Sitzung zu schaffen. Einen Raum, in dem sich der Klient wohl fühlt und auch die Bedürfnisse der Pferde Beachtung finden. 

 

Ist diese Arbeit für „jeden“ Energetiker geeignet?

Nein, denn der Bereich der Energetik ist ja sehr breit gefächert. So kann ja ein Mathematiklehrer auch nicht automatisch Geschichte unterrichten, nur weil er eben Lehrer ist. Es braucht auf jeden Fall auch die Erfahrung mit Pferden, die ja nicht automatisch jeder Energetiker mit sich bringt.

 

Welche Ausbildungen haben Sie dafür gemacht?

Ich habe vor knapp 8 Jahren den WIFI-Lehrgang „Systemische Tierkommunikation“ abgeschlossen. Dieser beinhaltete im Speziellen die Ontologische Kinesiologie, Tierkommunikation, Systemische Reflexion in der Arbeit mit Mensch und Tier und die Arbeit mit dem Menschen als Surrogat. Diverse Fortbildungen, insbesondere für die Arbeit mit Pferden, und allem voran langjährige Selbsterfahrung und Selbstreflexion bilden die Basis für meine Arbeit. 

 

Herzlichen Dank für diesen Einblick in Ihre Arbeit! 

Viele weitere Infos und Termine gibt es auf www.petrakaltenboeck.at

 

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