Aggressives Verhalten bei Katzen

Das Problemfell:
Eines Tages kam ich zu Katzeneltern, die von ihrem Kater attackiert werden. Da ich selbst schon einmal „krankenhausreif“ attacktiert wurde, erkenne ich sehr gut die Katzenlaute, die zeigen, wenn es kurz nach 12 ist. Zudem ist bei sehr aggressiven Katzen die Körperhaltung different. Der Schwanz ist zwar nach oben gestellt, aber die Dynamik der Katze und die Lautgebung sprechen eine andere Sprache. So machte mir die Katzenmama die Türe auf, und Lucky begrüßte mich schon im Vorzimmer. Mit einer für Katzen enormen Geschwindigkeit startete er auf mich zu, schmierte sich mehrmals um meine Beine und miaute mit einem speziellen Angriffston los. Hier ist jetzt „nur nicht bewegen“ angesagt. Nicht sprechen und schon gar nicht mit der Hand nach unten fassen und ihn streicheln oder beruhigen wollen. Ich wandte meinen Blick ab, sprach mit meiner Kundin weiter, und er konnte mental loslassen und sich ein Stück wegbewegen. Von Weitem starrte er mich an. Nur keine falsche Bewegung jetzt!

Die Analyse:
Es wurde mir erzählt, dass Lucky im Alter von ca. 2 Jahren ein Trauma im Garten hatte, eine Katze hat ihn überfallen, zugleich kamen die Halter von einer Wildtier-Safari zurück und ließen die Gummistiefel, die in einer Tüte waren, in Luckys geliebtem Rückzugsort, dem Keller, stehen. Danach wurde er immer seltsamer, pinkelte im Keller alles voll und ging regelrecht seine Lieblingsmenschen an. Er zerkratzte ihnen mit tiefen Wunden ihre Beine und biss auch das eine oder andere Mal zu. Lucky hatte zudem die Angewohnheit, immer auf die Schulter springen zu wollen, Köpfchen mit seinen Menschen zu geben und sie danach zu attackieren. Er verfolgte seinen Menschen auf Schritt und Tritt. Menschen und Kater waren schrecklich verzweifelt, der Kater sogar im Ausnahmezustand. Er suchte die Nähe von seinen Beschützern, konnte sie aber nicht ertragen und wehrte dann ab.

Die Lösung:
Wir haben für ihn die passende Beschäftigung gefunden. Nicht zu heftiges Spielen, eher vorsichtig und langsam. Ruhezonen und Ruhephasen wurden eingerichtet, Tabuzonen und Spielplätze wurden ausgewählt. Und das Wichtigste für alle Beteiligten: der nötige Abstand für Lucky, die Entlastung, dass er nicht immer hinter seinen Menschen her sein muss und überall wie ein Hausmeister aufpassen muss. Wir sind auf einem guten Weg, es ist jetzt ein halbes Jahr um, und es gab keine weiteren Attacken. Er ist wesentlich ruhiger und stabiler geworden. Wir arbeiten weiter mit ihm.

Petra Ott ist Dipl. ganzheitlich orientierter Tiercoach für Hund und Katze und hat noch viele weitere Ausbildungen rund um die Katze absolviert. Sie ist auch Autorin von „Das große Katzen-Interview“. Sie ist täglich im Einsatz bei Menschen, die Probleme mit ihren Vierbeinern haben. In ihrer aCATemy – Petra Ott‘s Katzenschule bietet sie Aus- und Weiterbildungen an, in Form von Workshops und Kursen mit Trainer, aber auch Onlinekurse.

www.petraott.com


Haben Sie auch besondere „Felle“ aus der Praxis? Wir veröffentlichen diese gerne!

Schreiben Sie mir an s.steimann@starke-aussage.com

von (Kommentare: 0)

Zurück