Sie groomt - es boomt

Die Branche der Hundefriseure boomt. Was es Neues gibt, worauf es ankommt und die aktuellen Trends hat uns eine der renommiertesten Hunde- und Katzenfriseurinnen Österreichs, Carmen Schreiner, gerne verraten.

 

Verlockend! Der schöne Hunde- und Katzensalon in Bad Vöslau, in den uns Carmen Schreiner zum Interview eingeladen hat, glänzt frisch in Weiß und begeistert durch die liebevoll restaurierten Räume des alten Jugendstilhauses und den schönen Garten. Dort hat sie auf 3 Etagen ihren Salon sowie das Ausbildungszentrum „Profi Cut“ eingerichtet und beschäftigt 4 Mitarbeiterinnen, die sowohl die Vorarbeiten machen als auch die Friseurleistungen. Die Liste ihrer Aus- und Weiterbildungen im In- und Ausland ist seitenfüllend, und so ist sie auch als Referentin sehr gefragt. Bestens gebucht warten die vielen Stammkunden auch gerne einige Tage auf einen Termin und reisen dafür bis zu 200/250 km weit an. Schlicht, aber sehr hell, großzügig und elegant gestaltet, spielen der Salon und auch der Ausbildungsbereich alle Stückerln: Viele elektronische Hilfsmittel wie z. B. die elektrische Badewanne und die neueste Technik bei Schermaschinen und Föhnen sowie nur ausgewählte Pflegeprodukte und Shampoos stehen hier im Regal. Ihr Erfolgsgeheimnis? Das konnte die sympathische Steirerin, die nun im Burgendland lebt und in Bad Vöslau arbeitet, gar nicht genau benennen. Wir haben es – trotz aller Bescheidenheit – natürlich trotzdem hinterfragt.

Redaktion: Ein Blick allein in diesen Salon zeigt: Hier wird mit voller Leidenschaft gearbeitet, oder?Carmen Schreiner: Ja, absolut. Hundefriseurin zu sein, ist einfach meine Passion. Nach vielen Jahren als Kanzleileiterin wollte ich etwas Neues machen, und das musste mit Hunden zu tun haben. Nach der Ausbildung zur Hundefriseurin habe ich mich selbständig gemacht, erst in Graz und seit einigen Jahren nun hier am Standort, und ich freue mich jeden Tag über diese Entscheidung und diese Arbeit, und meine Begeisterung dafür ist ungebrochen.

 

Sie sind aber mittlerweile nicht mehr nur als Hundefriseurin sehr gefragt, sondern auch als Ausbilderin und Vortragende.

Ja, das hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt, und ich gebe mein Wissen sehr gerne weiter, stelle dafür aber auch hohe Anforderungen. Hundefriseur zu sein, bedeutet handwerkliches Können, fachliches Wissen und große Verantwortung. Das ist aus meiner Sicht nichts, was man an einem Wochenende lernen kann. Meine Ausbildungen dauern daher auch 7 Wochen, und ich schaue mir die Teilnehmer genau an. 3 Wochen lang wird in aller Ruhe im Seminarbereich am Modellhund und mit viel Theorie und Trockenübungen gearbeitet, erst dann dürfen die Teilnehmer 4 Wochen im Salon mitarbeiten.

 

Klingt so, als ob da sehr begehrte Absolventen Ihr Haus verlassen.

Darauf lege ich, wie schon gesagt, sehr großen Wert, und die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Teilnehmer sehr schnell einen Job als Angestellte finden bzw. selbständig recht rasch Erfolg haben.

 

Sind Sie bei Ihren Vorträgen dann auch so streng?

(Anm. der Redaktion: Das kann man sich bei der herzlichen Art von Carmen Schreiner gar nicht vorstellen.) Nein, natürlich nicht (schmunzelt). Wobei sich da die Branche auch gewandelt hat. Die Teilnehmer, die zu Seminaren und Workshops kommen, wollen da wirklich etwas mitnehmen, denn auch die Kunden fragen neue Techniken nach bzw. nehmen zur Kenntnis, wenn sich der Hundefriseur weiterbildet oder etwas Neues empfehlen oder anbieten kann.

 

Danke für das Stichwort Branchenwandel. Wie oder was verändert sich da aus Ihrer Sicht?

Die Branche wächst stetig und damit auch die Anforderungen an den Hundefriseur – seitens der Bürokratie, der Kunden, des Wettbewerbs … Also sich in den eigenen Keller zu stellen mit einem Trimmtisch und einer Schere, wird auf Dauer keinen Erfolg mehr bringen. Auch geht der Trend mehr dazu, als Hundefriseur auch Angestellte zu haben. Bei mir arbeitet z. B. eine Teilzeitkraft, die auch einen eigenen Salon hat. Mit ihrer Spezialisierung ergänzt sie uns optimal.

 

Was erwarten die Kunden heute von Ihnenbzw. der Branche?

Nun, rein auf meinen Salon runtergebrochen schätzen die Kunden das freundliche Ambiente mit dem Wartebereich und auch den Garten, der für Kunden zum Sitzen gedacht ist, aber natürlich auch für die Hunde, wenn diese während ihres Termins mal raus müssen. Wir sind ja der erste und einzige Salon Österreichs, der ISO-zertifiziert ist, was einer wirklich aufwendigen Vorbereitung und auch laufenden Abwicklung bedarf. Zudem hat mein Ausbildungszentrum „Profi Cut“ auch eine ISO-Zertifizierung, nämlich die für Lehreinrichtungen. Diese beiden Zertifikate schauen sich die Kunden schon genau an und wissen das auch zu würdigen. Natürlich braucht nicht jeder Salon diese Zertifizierung – eben weil sie so aufwendig ist –, aber zumindest regelmäßige Weiterbildung ist sicher eine Säule für den konstanten Betriebserfolg bzw. Erhalt.

 

Wie halten Sie es mit den Weiterbildungen? Sie halten selbst viele Vorträge, aber wo holen Sie sich die Inspirationen und News?

Nun, da gibt es schon genügend Angebote. Ich investiere da sehr gerne sehr viel Zeit und auch Aufwand und natürlich Geld, denn ich schaue mir schon auch mal im Ausland Workshops oder Messen an. Ein bisschen über den Tellerrand ist da schon auch zu schauen, denn die Russen sind sehr kreativ, die Amerikaner und die Asiaten sowieso. Ich habe Seminare von koreanischen und chinesischen Hundefriseuren besucht, um mir den Asian Style anzuschauen und diesen Trend dann auch mit in den deutschsprachigen Raum gebracht.

 

Was sind dann also die aktuellen Trends?

Meine Erfahrung ist, dass es Sinn macht, sich auf Techniken, Rassen oder einen Stil zu spezialisieren. Mich begeistern kleine Hunde, und da ist der Asian Style zum Beispiel perfekt geeignet oder auch die kreativen Flechtfrisuren. Generell ist das kreative Grooming gerade in aller Munde, aber auch Felltattoos und Glitzersteinchen, die mit eingeflochten werden. Bei rund 350 Hunderassen wechselt der Trend auch immer mal wieder, und ich denke, je spezialisierter, desto besser. Auch der Bereich der Ausstellungen und Shows, für die Hunde und Katzen speziell frisiert werden, boomt. Auch das ist eine sehr spannende Sache, und wer da seine Technik immer weiter verfeinert, wird sicher Erfolg
haben.

 

Nun boomt der Bereich, und trotzdem ranken sich immer noch so viele Mythen darum, wie z. B. man sollte einen Hund nicht so oft baden. Ihre Meinung dazu?

Du meine Güte! Das ist sowas von veraltet! Gepflegte Hunde sind gesunde Hunde, das muss man wirklich mal festhalten, und so wie früher mit Kernseife wird ja nun auch nicht mehr hantiert. Die neuen Pflegeprodukte sind sehr schonend, spenden Feuchtigkeit und pflegen.

Gerade Hunde, die den Abgasen, dem Regen, dem Schmutz am Boden ausgesetzt sind, haben da einen wirklichen Bedarf, und das Fell ist ja auch ein Garant für Gesundheit. Verschmutztes und verfilztes Fell führt zu Schuppenbildung, Parasitenbefall oder Hauter-krankungen. Also egal ob Lang- oder Kurzhaar, kleiner oder großer Hund – die Fellpflege ist wirklich richtig wichtig.

 

Was raten Sie „jungen“, also neuen Hundefriseuren, die sich selbständig machen wollen?

Neben einer guten Ausbildung würde ich auf eine gute Ausstattung setzen und von Anfang an auch in professionelle Werbung investieren, damit der Betrieb ins Laufen kommt. Dann beginnt ja meist die Mundpropaganda, und das ist die beste Werbung. Durchhaltevermögen ist sicher genauso gefragt wie eben die Motivation, sich weiterzubilden.

 

Herzlichen Dank für das angenehme Interview.

 

Alle Infos zum Salon gibt es auf

www.hundesalon-schreiner.at

und zum Ausbildungsbereich „Profi Cut“ auf

www.profi-cut.at

 

 

Darum geht’s bei der ISO-Zertifizierung

Carmen Schreiner: „Wir haben uns den umfangreichen Aufgaben des Qualitätsmanagements gestellt und im Zuge eines erfolgreichen und positiven Audits und der Überprüfung durch ein Gremium des TÜV Süd die Zertifizierung gemäß ISO-Norm 9001:2015 erhalten. Da es in Österreich keinerlei Richtlinien für die Fellpflege von Hunden und Katzen gibt (freies Gewerbe, keine Aus- und Fortbildung vorgeschrieben), haben wir uns freiwillig den Aufgaben des Qualitätsmanagements gestellt und das Zertifizierungsverfahren nach Überprüfung positiv abgeschlossen.”

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